Sitten, Gebräuche und Festivals
 
Begrüßung
Wie bei Ihnen, ist auch in Marokko ist die Begrüßung mit einem Handschlag üblich. Aber bitte benutzen Sie immer nur die rechte Hand (im Islam gilt die linke Hand als "unrein"). Dazu sagt man “Asallam Alaikum” auf arabisch, das heißt: Möge Gott Dir Schutz und Sicherheit geben. Oder "Azul", das bedeutet: Willkommen auf Tamazight.
Den islamischen Regeln folgend, müssen Frauen und Männer etwas Distanz zueinander halten, deshalb genügt es, den Frauen kurz zuzunicken. Freunde und gute Bekannte begrüßen sich oft auch mit einem oder mehreren Küssen auf die Wange, je nachdem wie gut sie einander kennen. Zuerst werden die Männer begrüßt, die Älteren am Anfang und dann die Frauen.
 
Einladungen
Gastfreundschaft spielt in Marokko eine große Rolle. Das Wohl des Gastes liegt den Marokkanern sehr am Herzen und sie versuchen stets dafür zu sorgen, dass sich der Gast in Ihrem Hause wohlfühlt. Bitte ziehen Sie immer die Schuhe aus, bevor Sie eine Wohnung betreten. Und achten Sie darauf, dass Sie die Fußsohlen nicht gegen jemanden richten, dies könnte als große Beleidigung aufgefasst werden. Wer eingeladen wird, sollte diese Einladung annehmen und auf jeden Fall ein kleines Geschenk mitbringen, zumindest eine Kleinigkeit für die Kinder. Spezielle Geschenke oder Süßigkeiten sind sehr beliebt; Alkohol und Blumen sind nicht als Geschenk zu empfehlen.
Üblicherweise und traditionell essen Frauen und Männer getrennt, bei Touristinnen wird normalerweise eine Ausnahme gemacht. Wundern Sie sich also nicht, wenn sich die weiblichen Mitglieder der Familie in einem anderen Raum aufhalten. Dem Gastgeber zuliebe sollten Sie Ihren Teller leer essen und auch beim Essen und Trinken darauf achten nur die rechte Hand benutzen.
 
Bekleidung
Heute tragen viele Marokkaner und Marokkanerinnen gerne westliche Kleidung, vor allem in den großen Städten. Aber bitte achten Sie trotzdem darauf in Marokko außerhalb der Touristengebiete angemessene Kleidung zu tragen. Zu empfehlen ist leichte, dezente und lockere Kleidung, bei der Arme und Beine bedeckt sind. Miniröcke, kurze Hosen, tiefe Ausschnitte und schulterfreie Tops sollten aus Respekt in islamischen Ländern vermieden werden.
 
Ramadan
Der Fastenmonat Ramadan dauert 30 Tage und richtet sich nach dem Mondkalender. Das Fest des Fastenbrechens (arabisch id al-fitr) im umittelbaren Anschluss an den Fastenmonat ist nach dem Opferfest der zweithöchste islamische Feiertag.
Als eine der fünf Säulen des Islam zählt der Ramadan zu den Grundpflichten der Gläubigen. Das Fasten beginnt in der Morgendämmerung mit dem Fadjr-Gebet und endet mit dem Magrb-Gebet bei Sonnenuntergang. Nach dem Gebet darf das Fasten mit dem sogenannten Iftar, einem Mahl, das in Gemeinschaft eingenommen wird, gebrochen werden. Während des Ramadan dürfen die Gläubigen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder essen, trinken, rauchen oder Geschlechtsverkehr haben. Der Ramadan ist kein Hindernis für Ihre Reise und wegen der betriebsamen Atmosphäre auf den Straßen am Abend ein besonderes Ereignis. Aber bitte nehmen Sie Rücksicht auf die Fastenden, und verzichten Sie auf üppige Mahlzeiten und das Rauchen und Trinken in der Öffentlichkeit.
Währen des Ramadan verläuft das Leben tagsüber sehr gemächlich und ruhig, Restaurants machen meist erst gegen Abend auf oder sind in weniger touristischen Gebieten ganz geschlossen. Öffentliche Einrichtungen sind in der Regel von 9.00 bis 14.00 Uhr durchgehend geöffnet. Doch sobald die Sonne untergegangen ist, dröhnen von überall her die Sirenen und das heutige Fastenbrechen wird „eingeläutet”. Das lebhafte Treiben auf den Straßen beginnt!
 
Marokkanische Hochzeit
Die traditionelle marokkanische Hochzeit ist ein großes Fest und überaus beeindruckend; es wird ausgiebig und stilvoll gefeiert. Die Feierlichkeiten können über mehrere Tage dauern und dabei wird viel erzählt, gelacht und ausgiebig gespeist. Bei der Heirat sind die Mädchen oft noch jung; nach marokkanischem Gesetz darf eine junge Frau ab 18 Jahren heiraten. Die Hochzeit ist das größte Ereignis der meisten Marokkaner. Vor allem für die Frauen. Es ist der wichtigste Tag im Leben einer marokkanischen Frau, da sie zumindest bei diesen Feierlichkeiten die Hauptperson ist. Am Tag der Hochzeit wird die Braut gebadet, geschminkt und ihre Hände und Knöchel werden mit Hennamustern bemalt und verziert.
Der Ablauf der ganzen Hochzeit wird streng geplant und alle Kosten werden vom Bräutigam und dessen Familie übernommen. Es ist in Marokko üblich, dass in finanziellen Angelegenheiten meistens die Eltern oder die gesamte Familie mithelfen.
Die Ehe kommt durch einen Vertrag zustande, der beim Adoulen (Notar) hinterlegt wird und der Bräutigam muss die „Morgengabe”, also das Brautgeld, an die Braut auszahlen.
Die Verlobungszeit dauert in der Regel 6 Monate bis zwei Jahre. Während dieser Zeit beschenkt der Verlobte seine Auserwählte an Festtagen mit Kleidung, Parfum oder Schmuck.
Nach den Gesetzen des Islam darf ein Mann vier Frauen heiraten. Die Ehelichung von mehr als einer Frau ist aber an hohe Anforderungen an den Mann gebunden. Er muss alle Ehefrauen gleich behandeln und in der Lage sein, jeder seiner Ehefrauen einen eigenen Haushalt zu finanzieren. Heute ist das nicht mehr üblich. Das Recht stammt aus Kriegszeiten, in der die Mehrfachehe das wirtschaftliche Überleben der Frauen absicherte.
Beim traditionellen marokkanischen Eheversprechen wird der Partner oder auch die Partnerin vom Vater ausgewählt. Eine Ausnahme bildet der Ort Ait Ameur in Imilchil. Dort gibt es alljährlich einen Heiratsmarkt, bei dem Männer und Frauen ihren Partner selbst auswählen dürfen.
 
Geburtstag
Üblicherweise werden Geburtstage in Marokko nicht gefeiert. Da die Geburtstage oft nur nach dem islamischen Kalender notiert werden, kann es sein, dass jemand seinen genauen Geburtstag nach unserem Kalender nicht kennt. Seien Sie also nicht überrascht; es kann auch vorkommen, dass Einheimische den genauen Tag ihrer Geburt überhaupt nicht kennen.
 
Beschneidung
Die Beschneidung ist in Marokko tief verwurzelt und zählt zu den bedeutendsten Bräuchen im Islam. Im Koran wird die Beschneidung nicht gefordert, weder für Jungen noch für Mädchen. Diese Tradition ist jedoch fest verankert und muslimische Eltern legen großen Wert darauf. Die Beschneidung wird fast immer von erfahrenen, älteren Männern durchgeführt und findet meist statt, wenn der Junge zwischen sieben und zehn Jahren alt ist. Dieses bedeutsame Ereignis wird mit einem Familienfest gefeiert. Danach gehört der Junge zur Gesellschaft der Männer und beginnt die Pflichten des Islam (z.B. das Gebet und das Fasten während des Ramadan) mehr und mehr zu praktizieren.
Das Wort “aslam” (Beschneidung) hat arabische Wurzeln und bedeutet in der marokkanischer Gesellschaft “abrid ichkan” (betriebsamer Weg).
 
Nationale Feiertage
Neujahr (Ras l' âm),
1. Mai Tag der Arbeit (Yaûm Al-Âmal, عيد العمال)
Fest des Fastenbrechens (عيد الفطر ‘Īdu l-Fiṭr‎)
Oued Eddahab Allegiance-Tag (Zikra Oued Ed-Dahab),
Tag der Revolution des Volkes und des Königs (Thawrat al malik wa shâab)
Tag der Jugend (Geburt des Königs) (ميلاد صاحب الجلال Eid Al Milad)
Islamisches Opferfest (عيد الأضحى ‘Īd ul-’Aḍḥā)
Islamisches Neujahr (رأس السنة الهجرية)
Jahrestag der Marche Verte (ذكرى المسيرة الخضراء Eid Al Massira Al Khadra)
Tag der Unabhängigkeit (عيد الاستقلال Eid Al Istiqulal)
Geburtstag des Propheten (مَوْلِدُ آلنَبِيِّ‎ Maulid an-Nabi)
 
Festivals und Moussems
Ein Moussem ist ein Pilgerfest im Maghreb zu Ehren und zur Anbetung eines Heiligen, wobei Gesang und Tanz einen wichtigen Stellenwert einnehmen.
 
Mandelblütenfest مهرجان زهر اللوز: Um eine ertragreiche Ernte einzubringen, feiern die Ammeln (Berberstamm) im Februar in Tafraout das Erblühen der Mandelbäume.
Internationales Festival der Nomaden المهرجان الدولي للرحل: Im März und November findet in M'hamid das Festival der Nomaden statt. Nomaden aus ganz Nordafrika treffen sich zu Musik, Tanz und Diskussionen. Es finden Workshops statt, die sich auf das regionale Kunst- und Kulturerbe beziehen. Hier können Sie die Nomadenkultur der Berber kennenlernen. Eine besondere Attraktion sind auch die Dromedar-Rennen in der Wüste.
Internationales Weltmusik-Festival in Merzouga: Das internationale Festival der Weltmusik gibt es erst seit kurzem. Die Veranstaltung findet im April statt. Musik und Tanz in der faszinierenden Dünenlandschaft bei Merzouga zu erleben ist ein ganz besonderes Ereignis! Einen Interkulturellen Austausch bieten die vielen Kunstausstellungen, die es hier zu besuchen gibt. Im Mittelpunkt dieses Festivals steht die Begegnung der abendländischen Kultur mit altüberlieferten Traditionen aus der Sahara.
Rosen-Moussem: Mit einem farbenreichen Folklorefest wird Mitte bis Ende Mai in El-Kaala M'Gouna die Rosenernte gefeiert.
Moussem des Cheikh Sidi Mohammed Laghdaf: Ende Mai und Anfang Juni bringt der Moussem des Heiligen Cheikh Sidi Mohammed Laghdaf mehr als 30 Sahara Stämme, unter anderen die Tuareg, in Tan-Tan zusammen. Nutzen Sie die einmalige Gelegenheit, um die stolzen Söhne der Wüste zu erblicken.
Festival der geistlichen Musik (Festival des Musiques Sacrées du Monde)
Diese Veranstaltung findet im Mai/Juni in der Königsstadt Fès statt. Während dieser anspruchsvollen Musikwoche wird König Hassans II. Politik des toleranten Islam veranschaulicht. Die Medina von Fès – die Andalusischen Gärten im Palais du Batha in El-Bali und die Place Bab Makina in El-Jedid – wird während dieser Tage zum schlagenden Herz des künstlerischen Ausdrucks: Tanzgruppen, Chöre, Orchester und Solisten aus aller Welt treten hier auf – Anhänger des Islam, des Christentums oder des Judentums mischen sich untereinander und beleben gemeinsam die Stadt Fès.
Internationales Kulturfestival in Asilah: Im Jahr 1978 wurde in Asilah das internationales Kunst- und Kulturfestival (Moussem Culturel d'Asilah) ins Leben gerufen, das jährlich im Monat August stattfindet und viele Besucher aus aller Welt anzieht. Das Festival bietet eine Plattform für den kulturellen Dialog und den Austausch zwischen verschiedenen Ländern. Zum Programm des Festivals gehören Konzert-, Theater- und Tanzveranstaltungen, Filmvorführungen, sowie Dichterlesungen und Kunstausstellungen. 
Schriftsteller aus arabischen und afrikanischen Ländern kommen hier zusammen und hoffen auf den Tchicaya-U-Tam'si-Preis für afrikanische Dichtung, der seit 1989 alle zwei Jahre verliehen wird. Sehenswert sind die Wandmalereien an den Fassaden der Häuser in der Medina, die von internationalen Künstlern jedes Jahr neu lackiert werden.
Mawazine Festival: Seit 2001 findet das Mawazine Festival Rhythms oft he World im Mai und Juni in Rabat und Salé statt. Dieses große und bedeutende Festival müssen Sie erleben! Es ist sowohl für die Einheimischen als auch für ausländische Besucher ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis! Es bietet Ausdruck für zahlreiche einzigartige internationale Gäste, Künstler und Künstlerinnen.
Jazzfestival: Die Popularität des Jazzfestivals in Tanger wächst stetig und zieht mittlerweile Besucher aus aller Welt an. Die Festivität findet jährlich im September statt.
Moussem des Moulay Abdallah: Jährlich im August wird am Ufer des atlantischen Ozeans im Fischerdorf Moulay Abdállah (südlich von El Jadida) eine riesige Zeltstadt aufgebaut – Schauplatz eines der prächtigsten Moussems Marokkos. Die Pilgerfahrt zur Zaouia des Heiligen hat unzählige Attraktionen zu bieten: Feurigen Reiterspiele und Fantasias, bei denen Reiter im wilden und ungestümen Galopp ihr unglaubliches Können zur Schau stellen, sind Höhepunkte dieses unvergleichlichen Moussems. Musik- und Volksgruppen treten hier auf, Shows und Falknerei gibt es zu erleben.
Folklore-Festival von Marrakesch: Dieses Festival findet meist im Juni statt. Es ist das bedeutendste Folklorefest an dem Volksgruppen aus allen Regionen Marokkos mit ihren landestypischen bunten Trachten teilnehmen.
Gnaoua-Festival in Essaouira: Das Gnaoua-Festival in der kleinen Hafenstadt Essaouira ist ein Jazz-, Pop-, Rock-, Soul- und Worldmusik-Festival und findet Mitte Juni auf dem Festplatz vor dem Bab Sbaa statt. Mit geschäftigen Märkten, Theateraufführungen und Straßenkünstlern erwacht die Stadt in dieser Zeit zum Leben und verwandelt sich in ein riesiges buntes Farbenmeer – ganz Essaouira lässt sich berauschen! Wie kein anderes Festival widerspiegelt das Gnaoua-Festival die ganze afrikanische Kultur. Buchen Sie rechtzeitig! Die Hotels sind schon Monate im Voraus ausgebucht.

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